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etwas

etwas schwindet

was sich am wegrand findet

etwas zündet

und baum für baum entrindet

etwas windet

sich aus der haut die bindet

etwas mündet

stromabwärts und verschwindet

etwas kündet

von sinnen wie erblindet

und erfindet

eine gattung die sich schindet

etwas gründet

den verein der trug empfindet

und im diesseits noch ergründet

warum die kreatur verschwindet

gegenwärtig

 

während der schatten sich eindimensional

wie auf höhlenzeichnungen das leben einfängt

dem körper andient und zu seiner qual

ihm jede entwindende bewegung anhängt

kommen wir nicht vom fleck – doch vor wonne

um himmels willen und schattenlosen scheins

bezahlen wir das leben unter der sonne

mit schreck und der allgegenwart des seins

 

 

Rachel.Kohn.4.2017
Rachel Kohn 2017

 

gewissheit

mit allen wassern gewaschen

sitzen wir auf felsharten stühlen

schwankt der boden in den laschen

gehen wir rasch das mütchen kühlen

suchen verständnis in seinsuntiefen

brechen die lanze vor ungeduld

wecken geister die lange schliefen

geben einander die uralte schuld

ein blick nur in den unwortschatz

des himmlisch geweiteten tores

durch das satz rauscht um satz

des vor überdruss hüpfenden ohres

bewegen uns gewand wie fisch

zwischen worthülsen blas und schleim –

jetzt liegt die wahrheit auf dem tisch

geschuppt und ausgenommen bis auf den keim

 

Walter Folle ist Schriftsteller und Poet, schafft Skulpturen und lebt in Bremen. Als gelernter Tischler nutzt er seinen Beruf für die Kunst. Aus alten Werkzeugen und Geräten in seiner Werkstatt werden Skulpturen. Der gebürtige Dortmunder lebt seit 40 Jahren in Bremen und dichtet bereits seit seinem 18. Lebensjahr. Walter Folle hat auch schon ein Kochbuch geschrieben und die Rezepte mit Gedichten verfeinert.

Mehr Gedichte von Walter Folle:

Erhellung: https://graensengrenzen.wordpress.com/2015/04/27/160/

noch viel mehr: http://www.museumsart.de/kolumnen.php