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“Afrika braucht wettbewerbsfähige, lokale Unternehmer”

Die afrikanische Wirtschaft können nur die dortigen Staaten selbst und die lokalen Firmen aufbauen, sagt der Ökonom Robert Kappel.

"Afrika braucht eine Industrialisierung" , sagt Robert Kappel. Äthiopien - im Bild eine Textilfabrik - geht hier voran. - © reuters/Tiksa Negeri
Äthiopien: Textilfabrik

“Afrika braucht wettbewerbsfähige, lokale Unternehmer”

Interview von Klaus Huhold mit Robert Kappel in Wiener Zeitung, 23.3.2018

Die afrikanische Wirtschaft können nur die dortigen Staaten selbst und die lokalen Firmen aufbauen, sagt der Ökonom Robert Kappel.

Es ist ein Projekt, das mit viel Erwartungen verbunden ist: Mittwochabend haben 44 afrikanische Staaten eine Vereinbarung über eine Freihandelszone unterschrieben. Die CFTA muss noch von den nationalen Parlamenten ratifiziert werden. Die Afrikanische Union erhofft sich von diesem Projekt mehr Handel und Wohlstand. Was Afrikas Wirtschaft sonst noch voranbringen und welche Rolle Europa dabei spielen könnte, darüber sprach die “Wiener Zeitung” mit dem Ökonomen Robert Kappel, der seit Jahrzehnten zu diesem Thema forscht.

“Wiener Zeitung”: Opel wird künftig Autos in Namibia produzieren. Lässt sich daraus ableiten, dass sich Afrika nun, mit Verspätung, industrialisiert oder ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Robert Kappel: Das zeigt vor allem, dass die großen Konzerne nun strategischer zu denken beginnen. Sie schließen aus den Wachstumsraten in Afrika, die in manchen Ländern sehr hoch sind, dass es dort nun eine größere Nachfrage nach europäischen Produkten gibt. Auch VW produziert etwa in Ruanda. Eine weitere Komponente ist, dass Chinas Großunternehmen überall in Afrika präsent sind und die europäischen Konzerne hier nicht den Anschluss verlieren wollen.

Viele Entwicklungsökonomen meinen, dass Afrika nun vor allem eine viel stärkere Industrialisierung braucht. Stimmen Sie damit überein?

Ja, Afrika braucht eine Industrialisierung. Nur vier Prozent der Beschäftigten sind in der verarbeitenden Industrie tätig, hier gibt es einen riesigen Nachholbedarf. Jährlich müssen in Afrika 20 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, und die Industrialisierung kann einen Teil dazu beiztragen. Die Mehrheit der Menschen muss jedoch in der Landwirtschaft beschäftigt werden. Der afrikanische Kontinent ist immer noch großteils ländlich, und in diesem Bereich fehlt es an Agrarmodernisierung, an Investitionen in die Landwirtschaft, die Agrarindustrie und die Nahrungsmittelproduktion.

Welche Hindernisse stehen im Weg, dass in diesen Bereichen nicht mehr geschieht?

Innerhalb der afrikanischen Länder haben wir oft eine niedrige Investitionsquote, dabei müssten die Investitionen im Wesentlichen aus diesen Staaten selbst kommen. Es mangelt zudem an Infrastruktur. Wir haben Millionen unqualifizierte Arbeitskräfte, aber nicht genügend qualifizierte. Der Staat bevorzugt in vielen Fällen Großunternehmen. Klein- und Mittelunternehmen werden hingegen oft steuerlich benachteiligt und leiden besonders unter der Korruption. Letztlich kann aber nur der Mittelstand die notwendigen Jobs schaffen. Wir haben in einer Studie für die African Development Bank herausgefunden, dass ausländische Direktinvestitionen jährlich nur 100.000 Arbeitsplätze in Afrika schaffen. Wenn also Opel oder VW einige hundert Arbeitsplätze bereitstellen, ist das ein guter Anschub, entscheidend sind aber die lokalen, afrikanischen Unternehmer. Kommen die afrikanischen Staaten nicht selbst in die Gänge, wird das Beschäftigungsproblem nicht gelöst werden.

…. das gesamte Interview hier